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Offensive Security und Cyber Threat Intelligence: Das dynamische Duo gegen Angriffe
Angreifer exploiten nicht nur Schwachstellen, sie zielen strategisch auf die spezifischen Schwächen jeder einzelnen Organisation. Um diesen Bedrohungen entgegenzuwirken, müssen Unternehmen Offensive Security mit Cyber Threat Intelligence (CTI) kombinieren. Daraus entsteht eine mächtige Synergie, die reale Angriffe simuliert, um die größten Risiken zu identifizieren und zu mindern

Nur Checklisten abhaken war gestern
Viele Organisationen verlassen sich auf standardisierte Tools und Prozesse zur Beurteilung ihrer Sicherheitslage. Dazu gehören zum Beispiel Penetrationstests, die branchenübliche Methodologien befolgen, oder Red-Team-Übungen, die gängige Exploits abdecken. Während diese Maßnahmen ein guter Anfang sind, fangen sie nicht die Komplexität und Nuancen eines echten Cyberangriffs ein.
Angreifer arbeiten nicht nach einem festgelegten Plan. Sie passen ihre Taktiken an die jeweilige Umgebung an und entwickeln kreative Strategien, um Schwachstellen auszunutzen, mit denen Verteidiger niemals gerechnet hätten. Effektive Offensive Security muss dasselbe tun und dabei Adversary Emulation nutzen, um die Angriffsarten zu simulieren, die am wahrscheinlichsten die Organisation treffen könnten. Dafür ist mehr als nur technisches Know-how erforderlich. Hier braucht es die kontextuelle Intelligenz von CTI, um die Operation zu steuern.
Beispielsweise sieht eine Finanzinstitution ganz anderen Bedrohungen gegenüber als ein Tech-Startup. Ohne CTI könnte ein Red-Team lediglich generische Ransomware-Angriffe simulieren und dabei ausgeklügelte Social Engineering-Techniken oder die Infiltration der Lieferkette übersehen. Das sind genau die Methoden, die Angreifer in dieser Branche verwenden.
Die Rolle der Cyber Threat Intelligence in der Offensive Security
CTI verwandelt Offensive Security in einen gezielten und adaptiven Verteidigungsmechanismus. Anstatt zu raten, was ein Angreifer tun könnte, liefert CTI die Daten, die benötigt werden, um Angriffe basierend auf realen Bedrohungen zu simulieren. Dazu gehören:
- Bedrohungsakteur-Profile: Wer ist am wahrscheinlichsten daran interessiert, Ihre Organisation anzugreifen? Sind es staatlich unterstützte Gruppen, Cyberkriminelle oder Hacktivisten? CTI identifiziert ihre Taktiken, Techniken und Verfahren (TTPs).
- Branchenspezifische Risiken: Welche Schwachstellen und Angriffspunkte sind in Ihrer Branche verbreitet? CTI hebt diese Risiken hervor und ermöglicht es Red-Teams, sich auf die relevantesten Szenarien zu konzentrieren.
- Angriffsziele: Warum sollte ein Angreifer Ihr Unternehmen ins Visier nehmen? Ob es um Diebstahl geistigen Eigentums, finanziellen Gewinn oder Störungen geht, CTI hilft, die Absichten des Angreifers zu simulieren.
- Sich entwickelnde Bedrohungslandschaften: Bedrohungen verändern sich rasant. CTI sorgt dafür, dass offensive Übungen das neueste Verhalten von Angreifern widerspiegeln, von fortschrittlichen Phishing-Methoden bis hin zu neu entdeckten Zero-Day-Exploits.
Durch die Integration von CTI wird Offensive Security zu einem Spiegelbild der realen Bedrohungslandschaft, das Unternehmen hilft, sich auf genau die Herausforderungen vorzubereiten, denen sie wahrscheinlich begegnen werden.
Die Kraft der Adversary Emulation
Adversary Emulation ist der Eckpfeiler einer erfolgreichen Partnerschaft zwischen Offensive Security und CTI. Im Gegensatz zu traditionellen Penetrationstests, die oft nur technische Schwachstellen identifizieren, zielt Adversary Emulation darauf ab, den gesamten Lebenszyklus eines Angreifers vom ersten Zugang bis hin zum Erreichen des endgültigen Ziels zu replizieren .
Dieser Ansatz umfasst:
- Reconnaissance (Aufklärung): Kartierung der externen Angriffsfläche der Organisation, um Schwachstellen zu identifizieren, genau wie ein Angreifer es tun würde.
- Maßgeschneiderte Exploits: Entwicklung von Angriffspfaden, die speziell auf die Infrastruktur der Organisation abgestimmt sind, um Schwachstellen auszunutzen, die durch generische Tools möglicherweise übersehen werden.
- Laterale Bewegung: Testen, wie effektiv ein Angreifer sich durch Systeme bewegen könnte, um Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen und auf kritische Assets zuzugreifen.
- Exfiltrations-Simulationen: Nachbildung von Datendiebstahl oder betrieblichen Störungen, um zu messen, wie schnell und effektiv die Organisation Angriffe erkennen und darauf reagieren kann.
Adversary Emulation deckt technische Mängel auf und zeigt Lücken in Prozessen, Richtlinien und der Bereitschaft von Personal. Diese ganzheitliche Sicht auf die Sicherheit ist von unschätzbarem Wert für Unternehmen, die ihre Verteidigungsmaßnahmen gegen raffinierte Bedrohungen stärken wollen.
Erfolgsbeispiele aus der Praxis
Die Wirksamkeit der Kombination von Offensive Security und CTI zeigt sich in realen Fallstudien. Denken Sie an den berüchtigten SolarWinds-Angriff, bei dem Angreifer vertrauenswürdige Software-Updates infiltrierten, um Zugriff auf Tausende von Netzwerken zu erhalten. Ein CTI-gesteuerter Ansatz hätte die Taktiken der verantwortlichen Bedrohungsakteure identifizieren können, sodass Red-Teams ähnliche Angriffe auf die Lieferkette simulieren und stärkere Abwehrstrategien empfehlen hätten können.
Ähnlich haben cloud-basierte Unternehmen von maßgeschneiderter Adversary Emulation profitiert. Durch die Simulation von anmelde-basierten Angriffen und Privilegien-Eskalationen in der Cloud konnten Red-Teams, die von CTI unterstützt wurden, den Unternehmen helfen, Fehlkonfigurationen zu erkennen und zu beheben, die zu katastrophalen Sicherheitsverletzungen hätten führen können.
Warum dieser Ansatz unverzichtbar ist
Moderne Cybersicherheit erfordert eine proaktive, intelligence-getriebene Strategie. Angreifer innovieren ständig und nutzen Lücken in Technologie, Prozessen und menschlichem Verhalten aus. Durch die Kombination der Kreativität und Anpassungsfähigkeit von Offensive Security mit der Präzision von CTI können Organisationen:
- Verborgene Schwächen aufdecken: Über offensichtliche Schwachstellen hinausgehen, um tiefere und subtilere Risiken zu identifizieren.
- Angreiferverhalten antizipieren: Nicht nur verstehen, wie ein Angriff passieren könnte, sondern auch warum, um besser vorbereitete Abwehrmaßnahmen zu ergreifen.
- Vorfallreaktion verbessern: Adversary Emulation zeigt, wie schnell und effektiv Teams Angriffe erkennen und abwehren können, und liefert umsetzbare Erkenntnisse zur Verbesserung.
- Mit aufkommenden Bedrohungen Schritt halten: Mit CTI, das in jede Übung einfließt, sind Organisationen auf die neuesten Angreifer-Taktiken vorbereitet.
Eine Sicherheitskultur aufbauen
Bei diesem Ansatz steht eine Anpassung der Denkweise im Fokus. Organisationen, die Offensive Security und CTI einsetzen, müssen eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Innovation fördern. Teams sollten ermutigt werden, wie Angreifer zu denken und sich ständig zu fragen: „Was würde ein Gegner tun?“
Regelmäßige Adversary Emulation-Übungen, kombiniert mit Echtzeit-Bedrohungsinformationen, stellen sicher, dass die Verteidiger scharf bleiben und gut vorbereitet sind. Diese proaktive Haltung stärkt die Resilienz und ermöglicht es Unternehmen, selbst den fortschrittlichsten Bedrohungen mit Vertrauen zu begegnen.
Was bedeutet das für Unternehmen?
Im heutigen Bedrohungsumfeld ist Selbstzufriedenheit keine Option. Cybersicherheit erfordert mehr als reaktive Maßnahmen: Sie erfordert einen proaktiven, intelligence-getriebenen Ansatz, der die Kreativität moderner Angreifer widerspiegelt. Durch die Kombination von Offensive Security mit Cyber Threat Intelligence können Unternehmen von der reinen Verteidigung zur Offensive übergehen und Risiken identifizieren und mindern, bevor sie ausgenutzt werden.
Wir sehen hier die Zukunft der Cybersicherheit. Angreifer werden nicht langsamer und die Verteidiger müssen sich der Herausforderung stellen. Es ist an der Zeit, die Denkweise, Tools und Taktiken zu übernehmen, die notwendig sind, um immer einen Schritt voraus zu sein.
Denn im Kampf um die Cybersicherheit ist das Verstehen des Gegners die halbe Miete, und ihn auszutricksen das ultimative Ziel.
Über den Autor

David Kasabji
Principal Threat Intelligence Engineer
David Kasabji ist leitender Threat Intelligence Engineer bei der Conscia Group. Seine Hauptaufgabe besteht darin, relevante Bedrohungsdaten in verschiedenen Formaten an bestimmte Zielgruppen zu liefern, angefangen bei Conscias eigener Cyberabwehr bis hin zu öffentlichen Medienplattformen. Zu seinen Aufgaben gehören die Analyse und Aufbereitung von Threat Intel aus verschiedenen Datenquellen, das Reverse Engineering von Malware-Samples, die […]
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